Dies ist der Bericht über ein außergewöhnliches Ereignis in Friedewald (einem Ortsteil
von Moritzburg bei Dresden) im Mai 2011:
In der Nacht zum 10.Mai 2011 brannten Ober- und
Dachgeschoß unseres Hauses völlig ab. Ursache
war ein Flachbildschirm im Standby-Betrieb.
Zum Glück weckte unser Hund Aaron uns so
rechtzeitig, daß wir unsere wichtigsten Sachen retten
und die Feuerwehr rufen konnten, die durch ihr
schnelles Kommen verhinderte, daß auch das
Erdgeschoß niederbrannte.
Sofort waren Nachbarn da, die erste wichtige
Entscheidungen trafen (Autos wegfahren, Feuerwehr
über Anzahl der Hausbewohner informieren, Hund in
Sicherheit bringen, warme Jacke überziehen...).
Die Feuerwehr:
Freiwillige Feuerwehr Moritzburg mit den Ortswehren
Reichenberg, Moritzburg, Boxdorf, Friedewald und
Steinbach.
Anzahl der Kameraden: ca. 60,
Anzahl der Einsatzfahrzeuge: 11.
Neben den Löscharbeiten bargen die Feuerwehrleute
wichtige Dinge aus dem Haus: Fotos, Gemälde,
Akten, Computer......
Außerdem brachten sie die Geschenke von meinem
Geburtstagstisch -der Geburtstag war schon knapp 4
Wochen her- in Sicherheit.
Das hat uns vollkommen überwältigt. Niemals hätten
wir gedacht, daß es so etwas gibt!
Mein Mann wurde auf Grund einer starken Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus Radebeul
gebracht.
Es ging ihm sehr schlecht. Dank der guten Betreuung durch die Ärzte und Schwestern erholte
er sich wieder und konnte nach einer guten Woche entlassen werden.
In dieser Zeit nahm unsere Nachbarin, Sibylle
Schulze, den Hund Aaron (ein großes Fusseltier!)
und mich in ihrem Haus auf.
Sie versorgte mich zunächst mit warmem Tee und
sorgte dafür, daß wir zur Ruhe kamen.
In den nächsten Tagen kamen Vetreter der Polizei,
der Versicherung sowie mehrere Gutachter und alles
spielte sich im Wohnzimmer der Familie Schulze ab,
Kaffee- und Spülmaschine waren in Dauerbetrieb.
Ständig klingelte es an der Tür und viele Menschen
boten ihre Hilfe an: Lagerfläche für den restlichen
Hausrat, Quartier, und alles, was man zum Leben
braucht, oder sie brachten Essen...
Herr Fink von der Firma WMS-Werbung Boxdorf
brachte sofort zwei in Nachtarbeit hergestellte und kostenlos zur Verfügung gestellte
Warnschilder am Gartenzaun an.
Aarons Züchter kamen und holten ihn zu sich nach Hause, bis unser Leben sich wieder ein
wenig normalisiert hatte.
Familie Becker-Wolff bot ganz in der Nähe eine
Wohnung in ihrem Haus an, die wir nachdem mein
Mann aus dem Krankenhaus kam, bezogen. Sie
richteten die Wohnung für uns liebevoll her, bauten
ein Bett auf, legten Teppichboden aus..., sodaß wir
uns dort sofort wohl und geborgen fühlten.
Besonders dankenswert ist, daß sie uns trotz des
Hundes in ihr Haus und den Garten einließen.
Leider mußte die Familie einige Zeit später selbst
mit einem schweren Schiksalsschlag fertigwerden.
Und da waren die vielen fleißigen Damen, die
unsere Wäsche, aber auch Gardinen, Decken und
Kissen wuschen.
Familien Ulbricht-Hauffe und Eichler-Weinhold stellten ihre Garagen zur Verfügung, die wir nun
schon fast ein Jahr mit unseren Sachen blockieren. Familie Schneider aus Wahnsdorf stellte
ihren großen Dachboden zur Lagerung der Bücher zur Verfügung und “betreut” unsere Bücher
liebevoll (trocknen, wenden, umstapeln...).
Bevor Garagen und Dachboden gefüllt werden
konnten, mußten Kisten mit all unserer Habe gepackt
werden.
Das erledigten vor allem die Damen und Herren des
Reichenberger Chores, aber auch liebe Freunde,
Nachbarn und Kollegen zusammen mit unseren
Kindern. Das Ausräumen des Hauses (unter
professioneller Führung von Jörg Weber) erinnerte
an einen Zug von Ameisen...
Das Haus war innerhalb von 2 Tagen leer!
Im Hintergrund wirkte Sibylle Schulze unermüdlich,
kümmerte sich um Essen und Getränke und ein
schönes Plätzchen zum Ausruhen für die Helfer,
organisierte auch den größten Teil der Helfer, war ständig und überall in Aktion....
Wir konnten gar nicht soviel Hilfe in Anspruch nehmen, wie uns angeboten wurde...
Da waren auch die netten “Kleinigkeiten” am Rande: die wunderhübschen Mutmach-
Zeichnungen der Kinder des Waldkindergartens oder die frischen Brötchen, die uns Herr
Beuchel jeden Morgen brachte und die freundliche Zusprache ringsherum, die lieben
Angebote, uns eine leckere Mahlzeit zu bereiten...
Oder die Eintrittskarten für Indianer- und Weinfest, welche uns die Stadtverwaltung Radebeul
zu unserer Aufmunterung spendete....
Nicht vergessen wollen wir die gute Zusammenarbeit mit der LVM-Versicherung und deren
Gutachter, die uns durch unkomplizierte Schadensregulierung eine schwere Last nahmen.
Ein besonderes Erlebnis war das Benefizkonzert
des Reichenberger Chores unterstützt von 2
Cellisten der Staatskapelle Dresden am 20.05.2011.
Viele Zuhörer und der Chor selbst haben zusammen
einen enormen Betrag gespendet und auch sehr
nette, herzerwärmende Briefe geschrieben.
All das (hoffentlich habe ich nichts vergessen!) hat
uns wie auf Händen getragen.
Nach dem Abriß erfolgt der Neubau.
Wertvolle Hilfe bei der Planung leistete (zu sehr
günstigen Konditionen) Herr Architekt Robert
Rosenstock.
Das Genehmigungsverfahren durch Gemeinde bzw.
Bauamt verliefen zügig und problemlos.
Die Firma Weberhaus stellte unser Haus nach
unüblich kurzer Planungs-bzw. Produktionszeit am
11. Januar 2012 wieder auf. Auch hier erfuhren wir
viel Verständnis und Entgegenkommen.
Die Friedewalder bzw. Radebeuler Unternehmen
Bischoff, Raffelt und Sommer, die wir für
verschiedene Bauleistungen gewinnen konnten,
stehen uns mit viel persönlichem Engagement zur
Seite.
Das Richtfest soll unser Dankeschön an alle
Beteiligten sein.
Wir werden das gute Gefühl, in der Not nicht allein
gelassen zu sein, nie vergessen.
Angela und Matthias Franke im Februar 2012